
Wenn man älter wird, schwelgt man von Zeit zu Zeit in Erinnerungen. Das gehört vermutlich zum älter werden dazu. Man schaut sich Bilder an, liest ein Tagebuch oder führt mit Freunden oder der Familie, nostalgische Gespräche. So kann man alte Zeiten noch mal im Geiste nacherleben und sich an ihnen erfreuen.
Schaut man sich das Thema Erinnerungen aus der Sicht eines Spielers meines Alters an, entdeckt man Parallelen. Spiele, die man in seiner Jugend geliebt hat, wecken sofort Erinnerungen, wenn sie irgendwo erwähnt werden. Zum Beispiel, wenn ich den Podcast „Stay Forever“ höre. Entdecke ich dort eine Folge, in der eines meiner Lieblingsspiele behandelt wird, beginnt das Kino im Kopf, bevor ich den Podcast überhaupt gestartet habe.
Mittlerweile muss man sich aber gar nicht mehr ausschließlich auf sein Gedächtnis verlassen, um längst vergangene Spielmomente aufleben zu lassen. Der Gamingmarkt hat die Remake- und Remastered-Versionen entdeckt. Die gab es vereinzelt zwar auch schon früher, es wurde jedoch deutlich weniger Arbeit hineingesteckt. Vergleicht man die eher mäßige HD-Edition von Age of Empires II mit der Definitive Edition, wird klar, was ich meine. Man kann ein altes Spiel so verändern, dass es auf aktuellen Systemen läuft und vielleicht auch ein Stück weit besser aussieht. Mann kann sich aber auch das gesamte Paket zur Brust nehmen, es auspacken und seine Einzelteile im Detail anschauen. Dann entscheidet man, wo es sich lohnen könnte, etwas zu verändern und dadurch besser zu machen. Das Ergebnis: Ein altes und erfolgreiches Spiel, welches man ohne Einschränkungen genießen kann.

Nun muss es aber nicht immer zwingend eine „echte“ Remastered Version sein. Demnächst erscheint Anno 1404 in der History Collection. Aktuell spiele ich Anno 1404 immer noch regelmäßig, weil das Spiel einfach extrem gut gealtert ist. Das einzige Problem: Auf meinem 4K-Monitor muss ich trotzdem in 1920×1080 spielen, weil das Spiel keine höhere Auflösung unterstützt. Bzw. es wird schon eine UHD-Auflösung angeboten, allerdings kann man dann seine Icons mit einer Lupe suchen. Insofern freue ich mich also ungemein auf die History Collection von Anno und bezahle gerne ein paar Euro dafür. Selbstverständlich gibt es wieder jede Menge Kritiker, die der Meinung sind, dass es reine Abzocke wäre. Wenn ich nach 11 Jahren aber die Möglichkeit bekomme, ein Spiel auch auf aktuellen Systemen und Auflösungen weiterspielen zu können, dann soll mir das recht sein.

Woher kommt nun aber der Trend? Was bewegt die Spielehersteller immer öfter dazu, sich ihre alten Titel noch mal zur Brust zu nehmen? Ich kann hier nur meine eigene Vermutungen anstellen.
Wer spielt denn die Titel, die in einer Neufassung auf den Markt kommen? Meiner Meinung nach werden es zum Großteil die Menschen sein, die bereits das Originalspiel zu Releasezeiten gespielt haben. Denn seien wir mal ehrlich: Ein Command & Conquer lockt heute keine Teenager mehr hinterm Ofen vor. Sicherlich gibt es die eine oder andere Ausnahme, aber die Wegfindung und das Aufbausystem, sind einfach in keiner Weise mehr zeitgemäß. Verglichen mit aktuellen RTS-Titeln, bleibt da meist nur ein müdes Lächeln bei den „jungen Leuten“. Insofern handelt es sich also um eine Käuferschicht, die durchaus in der Lage ist, 20-30 Euro für eine überarbeitete Version auszugeben, ohne danach gleich am Hungertuch nagen zu müssen.

Das alles lässt bei mir dir Frage offen, ob die Welt nun Remastered bzw. Remake Versionen braucht. Hierzu gibt es eigentlich ein klares Jein. Denn wie so oft, hängt es hier von der persönlichen Erfahrung und den eigenen Bedürfnissen ab. In meinem Fall, freue ich mich ungemein darauf, endlich ANNO 1404 in 4K spielen zu können. Gleichzeitig kann ich jeden verstehen, der es eh nur in Full HD spielt und dem somit die originale Version ausreicht. Andersrum verhält es sich bei den Siedler-Spielen. An diese bindet mich keinerlei emotionale Erinnerung, weswegen ich sie auch nicht spiele. Anderen Leute hingegen, konnte es nicht schnell genug gehen, die alten Teile wieder mal zu zocken.
Ich würde gerne den romantischen Gedanken aufnehmen und davon sprechen, dass es ein Stück weit die Sicherung von altem Kulturgut ist. Doch diejenigen, die noch immer Interesse an den Klassikern haben, finden so oder so einen Weg, diese zu spielen. Insofern fällt mein Fazit also eher so aus, dass neue Spiele reichen würden. Aber hey, zum Glück entscheide ich so etwas nicht.